Institut für Sozialforschung

Das Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main hat eine lange und bedeutende Geschichte. Gegründet im Jahr 1923, hat es sich von der Erforschung des Marxismus zur kritischen Sozialphilosophie entwickelt.

Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt am Main

Das Institut für Sozialforschung wurde im Jahr 1923 als Stiftung mit Mitteln von Felix Weil gegründet. Es war zunächst im Senckenberg Museum untergebracht, bis im Juni 1924 das erste eigene Gebäude eingeweiht werden konnte. Der erste Direktor des IfS - zu dieser Zeit ein unabhängiges Forschungsinstitut innerhalb der Universität Frankfurt - war Carl Grünberg, der die Zeitschrift Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, die bereits 1911 gegründet worden war, zur Hauptzeitschrift des Instituts machte. Der Titel der Zeitschrift war programmatisch für die Forschungsrichtung des Instituts, nämlich die Erforschung der Geschichte des Marxismus und die Untersuchung aktueller politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen im Geist des Marxismus. Im Jahr 1929 übernahm Max Horkheimer die Leitung des Instituts. Das interdisziplinäre Programm des Instituts, heute als 'Frankfurter Schule der Kritischen Theorie' bekannt, entwickelte sich von orthodoxem Marxismus weg hin zur Sozialkritik auf der Grundlage der Sozialphilosophie. Dieser Wandel fand öffentlichen Ausdruck in einem neuen Publikationsorgan, der Zeitschrift für Sozialforschung, die von 1932 bis 1941-42 erschien. Als das Frankfurter Institut im Juli 1933 von der Gestapo aufgrund 'subversiver Aktivitäten' geschlossen wurde, war es schon lange nach Genf umgezogen und die meisten Mitarbeiter waren im Begriff, Europa zu verlassen. Im Jahr 1934 zog das Institut nach New York, wo es an der Columbia University untergebracht war. Während dieser Zeit untersuchte das Institut unter anderem den Aufstieg des Nationalsozialismus und widmete sich der Erforschung von Autoritarismus, Antisemitismus und dem Kampf gegen den Faschismus. Bedeutsame Werke aus dieser Zeit sind die Studien zur Sozialphilosophie Dialektik der Aufklärung (1944) und die empirische soziologische Studie Persönlichkeit und Autoritarismus (1950) aus der Reihe Studien zum Vorurteil, deren Mitherausgeber Horkheimer war. Im Jahr 1949 kehrte das IfS nach Frankfurt zurück nach Annäherungen seitens der Stadt Frankfurt und des Landes Hessen, und im Jahr 1950 wurde es als öffentlich finanzierte private Stiftung neu gegründet. Zunächst betrieb das Institut seine Arbeit im Keller des alten und mittlerweile bombardierten ersten Institutsgebäudes, bis das neue Gebäude 1951 am heutigen Standort eingeweiht wurde. Unter den Direktoren Max Horkheimer und Theodor W. Adorno war die Forschung der Nachkriegsjahre von den Bemühungen zur Demokratisierung geprägt, wobei das IfS umfassende Studien zur Demokratisierung und politischen Bildung in Westdeutschland durchführte. Vor diesem Hintergrund wurde auch der Lehrbetrieb der Soziologie - das IfS betrachtete die Soziologie als die Wissenschaft der Demokratisierung - am Institut durchgeführt, bis an der Universität Frankfurt ein Studiengang in Soziologie eingerichtet wurde. Die Buchreihe Frankfurter Beiträge zur Soziologie diente als Publikationsorgan in dieser Zeit. Unter den nachfolgenden Direktoren Gerhard Brandt und Ludwig von Friedeburg wandte sich die Forschung des Instituts zunehmend der Industrie- und Arbeitssoziologie sowie der Bildungssoziologie zu. Seit den 1970er Jahren betreibt das IfS ausschließlich Drittmittelforschung. Axel Honneth war von 2001 bis 2018 Direktor des IfS. In dieser Zeit lag der programmatische Schwerpunkt der Forschung wieder verstärkt auf der Sozialphilosophie unter Berücksichtigung der Ergebnisse empirischer Sozialforschung. Seitdem sind die Publikationsorgane des IfS die Zeitschrift WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung und die Buchreihe Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie. Stephan Lessenich ist seit 2021 Direktor des IfS.

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